Gefühlt spricht die ganze Welt von Scrum und agilen Vorgehensmodellen, Unternehmenshierarchien werden flacher, Anforderungen volatiler und viele Fragen können vor Projektantritt noch nicht geklärt werden. Der agile Dschungel hat seine Tücken. Die Finanzierungs- und Angebotsstrukturen sind oft für den Kunden nicht transparent. Durch die hohe Flexibilität und die gefühlt mangelnde Verbindlichkeit fragt man sich als Kunde: „Warum sollte ich einen Auftrag bzw. ein Projekt agil durchführen lassen?“

Unsere langjährige Erfahrung und auch wissenschaftliche Studien zeigen: Je komplexer das Projekt, desto instabiler sind die ursprünglichen Anforderungen. Während der Umsetzung unterliegen die Anforderungen somit oft vielen Änderungen, daher ist die Anwendung iterativer Methoden unbedingt empfehlenswert.

Im Folgenden zeigen wir Ihnen die wichtigsten Vorteile agilen Vorgehens auf:

1. Risikominimierung durch funktionsfähige Zwischenstände
Ein agiles Team liefert nach einem gemeinsam festgelegten Zeitraum (maximal 4 Wochen) immer ein potentiell verwendbares Produkt Ihres Auftrages.

Das bedeutet, dass die verschiedenen Anforderungen, die in der Zwischenzeit umgesetzt wurden, problemlos miteinander funktionieren und ineinandergreifen. Dieser Zwischenstand kann dann von Ihnen sowohl getestet, als auch verwendet werden. Sollte Ihnen bei der Verwendung Anpassungsbedarf auffallen, bietet Ihnen Scrum die Flexibilität, diesen für die nächsten Zeitabschnitte mit einzuplanen.

2. Striktes Vorgehen nach Ihren Prioritäten
Im agilen Umfeld wird strikt nach Prioritäten gearbeitet, und zwar im Papierstapel-System. Die Anforderungen oben auf dem Stapel werden als erstes umgesetzt. Der Papierstapel darf natürlich während der Umsetzung von Ihnen beliebig neu sortiert werden. Das Team wird genau nach den Prioritäten vorgehen, die Sie gesetzt haben.

Anforderungen in Projekten sind oft nicht nur priorisiert, sondern oft auch kategorisiert in Must-Have (zwingend notwendig), Should-Have (nicht zwingend notwendig, aber wertvoll) und Could-Have (die Umsetzung dieser Anforderungen sind „Nice-to-have“). Letztere Anforderungen werden oft nur umgesetzt, sofern das Budget dies noch hergibt.

Sollte das Budget oder die zur Verfügung gestellte Zeit nicht ausreichen, um alle Anforderungen umzusetzen, werden trotzdem die am höchsten priorisierten Anforderungen in hoher Qualität realisiert.

In klassischen Projekten dagegen werden zumeist alle Anforderungen als gleichermaßen notwendig angesehen (Lasten- / Pflichtenheft Prinzip), was häufig dazu führt, dass wichtige Funktionen erst spät im Projektverlauf und unter Zeitdruck implementiert werden.

3. Mehr Flexibilität
Eine der wichtigsten Vorteile agiler Vorgehensmodelle ist der flexible Umgang mit Veränderungen des Umfeldes und der Anforderungen selber. Im Verlauf eines Projektes kann es passieren, dass sich Rahmenbedingungen oder die Anforderungen selber verändern. Gerade bei umfangreichen Software-Projekten ist dies eher die Regel als die Ausnahme.

Ihnen als Kunde bietet sich die Möglichkeit, sowohl Ihre Prioritäten im Verlauf des Projektes zu ändern oder Anforderungen zu modifizieren oder gar zu ersetzen. Die einzigen Ausnahmen bilden die Anforderungen, die dem Team gerade zur Umsetzung vorliegen.

4. Nachhaltig und qualitativ hochwertig
Agile Vorgehensmodelle steuern drei Hauptziele an: ein qualitativ hochwertiges Produkt, zufriedene Kunden und zufriedene Mitarbeiter. Durch Selbstorganisation und die eigene Einflussnahme auf das entwickelte Produkt besteht eine engere Beziehung zwischen dem Produkt und seinen Umsetzern. Qualitätssicherungsmaßnahmen sind deshalb feste Bestandteile der Realisierung einer Anforderung und werden ohne Wenn und Aber umgesetzt.

Die stringente Verfolgung von agilen Prinzipien und das Einhalten der Qualitätssicherung mag für Sie hin und wieder etwas schmerzhaft erscheinen, doch der Lohn ist ein qualitativ hochwertiges Produkt, welches kompromisslos nach Ihren Anforderungen geschaffen wurde. Sie vermeiden hohe Weiterentwicklungs- und Wartungskosten. Kurzfristige Erfolge auf Kosten langfristiger Ziele sind nicht gewünscht.

Dies gilt auch für die Mitarbeiter des Teams: Die hohe Eigenverantwortung und das selbstständige Arbeiten, so wie die Übernahme von Verantwortung durch das Team, sind zu Beginn eine Investition, die sich recht früh im Projekt bezahlbar macht, und Ihnen strategisch große Vorteile bei der Bindung Ihrer leistungsstärksten Mitarbeiter bieten kann.

Vom Team wird erwartet, dass es mit einer nachhaltigen Geschwindigkeit arbeitet, daher gilt es in agilen Modellen Überstunden zu vermeiden und Ihren Mitarbeitern Luft für Kreativität zu verschaffen.

Agile Vorgehensweisen enthalten viele Elemente aus dem Qualitätsmanagement. So basiert der Sprint-Zyklus von Scrum bspw. auf dem Demingkreis(1) , dem bekannten iterativen Problemlösungsprozess mit den Phasen: Plan, Do, Check, Act.

Eine hohe Qualität wird in Scrum-Projekten daher generell vorausgesetzt, da Qualität als nicht verhandelbar gilt.

(1) benannt nach William Edwards Deming, einem Pionier im Bereich des Qualitätsmanagements

5. Arbeitslast besser plan- sowie skalierbar
In klassischen Projekten besteht für Sie zu Beginn des Projektes die Herausforderung darin, dass Sie schon vor dem Startschuss alle Anforderungen nicht nur vorlegen, sondern diese darüber hinaus auch noch so präzise ausgestalten müssen, so dass eine möglichst genaue Aufwandsschätzung möglich ist, die ggf. auch als Verhandlungsbasis mit einem Umsetzungsdienstleister dient.

Agile Vorgehensmodelle verfolgen hier ein anderes Konzept. Anstatt den Umfang (Scope) zu fixieren, werden strategische Ziele gesteckt und ein Zieldatum festgelegt. Sie als Kunde erhalten insofern das bestmögliche Produkt zu einem fixen Zeitpunkt, anstatt das vollständige Produkt zu einem variablen Zeitpunkt, mit variablen Kosten.

Die Anforderungen werden somit über die gesamte Projektdauer hinweg fortlaufend verfeinert. Ihre Arbeitslast verteilt sich über den Projektzeitraum und erschlägt Sie nicht in bestimmten Phase des Projektes. Ebenso wird dadurch die Verschwendung durch die kontinuierliche Anpassung sich ändernden Anforderungen vermieden.

Resümee
Die Einführung von agilen Methoden wie beispielsweise Scrum, hat durchaus seine Tücken und Hürden, ist aber für jeden Kunden strategisch gesehen ein absoluter Zugewinn. Dabei spielt es keine Rolle, ob Sie als Kunde selbst die Implementierung vornehmen, oder mit einem Entwicklungspartner zusammenarbeiten.

Wir haben Ihr Interesse geweckt, sie wollen mehr über agile Vorgehensmodelle erfahren? Sprechen Sie uns an.